Editorial


Viele Schritte

Im August habe ich bei einem morgendlichen Rucksack-Transport von der ersten Vorderrheinbrücke hoch zur Badushütte mitgeholfen. Der Rucksack hatte ein angenehmes Gewicht, das Wetter war freundich, den Weg kenne ich einigermassen.Beim Hochlaufen zum Tomasee waren meine Gedanken anderswo, wahrscheinich beeinflusst durch verschiedene aktuelle Medienartikel: Könnte AI (künstliche Intelligenz) zukünftig solche Versorgungswanderungen übernehmen?

Da gab es vor einiger Zeit einige Artikel über einen «Roboter-Hund» der ETH zu lesen. Diese Maschine war am Etzel unterwegs, etwa so schnell, wie auf dem Wegweiser angegeben war – allerdings sicher ohne Tragesack, und mit menschlichem Auftraggeber.

Welche Fähigkeiten müsste wohl ein Tragroboter erfüllen, um zum Beispiel zur Versorgung der Badushütte beizutragen? Die Wege im Gelände erfordern je nach Wetter, Tages- und Jahreszeit unterschiedliche Fähigkeiten. Stand- und Rutschfestigkeit, Herausfinden der passenden Wegseite, Rücksichtnahme auf andere Bergwandernde, die auf den Wegen unterwegs sind, Berücksichtigung der Vortrittsregeln, hin und wieder ein Lächeln oder ein «Hallo» passen auf diese sicher noch erweiterbare Liste.

Selbst dann, wenn Lebensmittel dringend zur Hütte gebracht werden müssten, kann manchmal der Weg abschreckend wirken, zum Beispiel bei rinnenden Wassern, gefrorenen Abschnitten oder bei sommerlichen Neuschneesituationen, und es wird vorteilhaft auf eine Begehung verzichtet.


Wird die künstliche Intelligenz zu Hause am Computer genutzt, ist vieles davon virtuell, somit ohne unmittelbare physische Wirkungen. Es ist fraglich, ob dies auch zutrifft, wenn ein von künstlicher Intelligenz gesteuerter Roboter seinen Weg sucht und dieser zusammen mit menschlichen Wandernden unterwegs wäre.

Besondere Momente auf einer Wanderung sind, wenn ich einen Moment lang Verschnaufpause mache, dabei die Sonnen-Spiegelungen in einem Bach oder einem See beobachte, die am Wegrand stehenden Blumen bewundere oder Ausblick halte nach besonderen Gesteinen.

Ob solche Dinge auch für den Transport-Roboter von Bedeutung wären? Ob wohl KI einfach eine Wanderung, eine Bergtour aus Spass und zum Vergnügen machen würde, um die Berge zu erleben? Oder könnten uns allenfalls Webcam-Bilder eines Roboters eine Art Bergerlebnis vermitteln?

Diese Gedanken verflogen, als die Badushütte in mein Blickfeld kam. Ein besonderer Moment war, als ich auf der Terrasse bei der Hütte ankam und das Hüttenwart-Team die hochgetragenen Lebensmittel entgegennahm, verbunden mit einem ehrlichen und herzlichen Dankeschön.

Mag sein, dass wir zukünftig durch die künstliche Intelligenz Unterstützung bei derartigen Aufgaben erhalten. So weit ist es wahrscheinlich noch lange nicht.

Darum herzlichen Dank an Mitglieder, die bei Bedarf Lebensmitteltransporte zur Badushütte übernehmen – im Tourenprogramm 2024 sind zwei Termine dazu aufgeführt.


Toni W. Püntener,
Präsident SAC Sektion Manegg